Heimarbeit & Telearbeit: Chancen für Frauen

Wie lassen sich Familie und Beruf unter einen Hut bringen? Diese Frage stellt sich fast jedem berufstätigen Elternteil irgendwann. Insbesondere für Frauen ist es in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich, sich nur um die Erziehung der Kinder kümmern zu können. Viele Mütter, egal ob alleinerziehend oder in einer intakten Familie lebend, sind gezwungen, ihren finanziellen Beitrag in der Familie zu leisten und gehen daher einer Beschäftigung nach.

Was ist Heim- oder Telearbeit?

Unter dem Begriff Heim- oder Telearbeit versteht man im Grunde das Arbeiten von zuhause aus. Der Arbeitgeber stellt dem Arbeitnehmer also keine Räumlichkeiten zur Verfügung, damit dieser seiner Beschäftigung nachgehen kann. Inwieweit der Arbeitsplatz vom Arbeitgeber ausgestattet wird, hängt vom jeweiligen Berufsbild und vom Arbeitgeber ab. Oft werden aber EDV-Anlagen, wie PC oder Laptop und Telefon vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt und Arbeitsergebnisse in digitaler Form übermittelt.

Die häufigste Form ist die alternierende Heimarbeit. Diese stellt sozusagen die Mischung aus Arbeit von zuhause aus und Anwesenheit im Betrieb dar. Diese flexible Variante des Home Office ist besonders für alleinerziehende Frauen interessant, da sich die Zeiteinteilung oftmals nach der Betreuung der Kinder einrichten lässt. Hier gibt es weitere Tipps, um eine solche Vereinbarung mit dem Arbeitgeber treffen zu können.

Ein Vorteil für den Arbeitgeber ist hier, dass er einen Arbeitsplatz mit zwei oder mehreren Arbeitskräften belegen kann, da dieser nicht ständig von einem Mitarbeiter besetzt wird. Dies minimiert anfallende Kosten für Miete und Büroausstattung.

Das Hauptaugenmerk eines Arbeitgebers, der dieses Arbeitsmodell anbietet, liegt selbstverständlich auf dem Ergebnis, dass der Beschäftigte abliefert. So ermöglichen sie es ihren Beschäftigten, sich ihre Zeiten frei einzuteilen.

Eine weitere Form der Heim- oder Telearbeit betrifft Berufsformen wie Vertreter oder Beschäftigte im Außendienst. Diese arbeiten nicht nur im Betrieb oder von zuhause aus, sondern sind sehr viel unterwegs und arbeiten an verschieden Orten.

Der Trend geht definitiv zur Heimarbeit. Selbstverständlich ist dies nicht in jedem Betrieb umsetzbar. Unternehmen oder Behörden, die tagtäglich eine hohe Frequenz an Kunden haben, werden dieses Modell schlecht umsetzen können. Dennoch bieten leider noch sehr wenige Unternehmen oder öffentliche Verwaltungen Heimarbeitsplätze an, auch wenn dies theoretisch denkbar wäre. Vorrangig junge und moderne Unternehmen möchten flexibel wirken und ihren Angestellten die Möglichkeit eröffnen, von zuhause aus an Projekten zu arbeiten.

Ganz anders sieht die Situation bei unseren niederländischen Nachbarn aus. Um die Doppelbelastung durch Familie und Beruf oder die Pflege von Angehörigen besser vereinbaren zu können, wurde dort 2015 ein Gesetz beschlossen, wonach ein Anrecht auf einen Heimarbeitsplatz bestünde. Jedoch müssen auch hier bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, da sich nicht jede Tätigkeit von zuhause ausüben lässt und nicht jeder Betrieb in der Lage ist, diese Anforderungen umzusetzen.

Auch Schweden gilt als Vorreiter in Sachen Heim- und Telearbeit. Hier arbeitet bereits jeder Vierte von zuhause aus.

Vorteile für Arbeitnehmer

Gerade für Frauen bietet die Möglichkeit eines Heimarbeitsplatzes enorme Vorteile, da die Betreuung von Kindern und Pflege von Angehörigen hauptsächlich von ihnen ausgeübt wird.

  • Die Hin- und Rückfahrt zur Arbeit fällt weg. Dies verschafft nicht nur Zeit, sondern schont auch Geldbeutel und Umwelt. Kosten für Treibstoff oder Bus- und Bahntickets fallen weg und lange Wartezeiten im Stau kann man sich sparen. Gerade für Pendler, die nicht selten mehr als eine Stunde zu ihrem Arbeitsplatz unterwegs sind, ist dies eine wunderbare Sache.
  • Die Flexibilität die einem dieses Arbeitsmodell entgegenbringt, wirkt sich motivierend auf den Arbeitnehmer aus. So sind einer Befragung zufolge, Arbeitnehmer, die von zuhause aus arbeiten, eher bereit, Überstunden zu machen. Die oftmals flexibel eingeteilte Arbeitszeit ermöglicht es Frauen oder jungen Müttern, wieder einfacher im Beruf Fuß zu fassen oder nach der Geburt eines Kindes schneller in den Beruf zurückzukehren.
  • Das Privatleben lässt sich einfacher planen, da man mehr zuhause ist und so näher an der Familie. Jedoch sollte man auch hier beachten, seine Zeiten so zu planen, dass die Arbeit nicht leidet.
  • Durch konzentriertes Arbeiten kann oftmals ein besseres und zügiger erarbeitetes Ergebnis vorlegt werden, als dies beispielsweise in einem Großraumbüro der Fall wäre. Hier fällt die störende Geräuschkulisse durch Kollegen und Telefone weg.
  • Arbeitszimmer können steuerlich geltend gemacht werden.

Vorteile für den Arbeitgeber

Arbeitgeber profitieren nicht nur von motivierten Beschäftigten. Das Bereitstellen eines Heim- oder Telearbeitsplatzes kann weitere positive Faktoren für den Arbeitgeber darstellen:

  • Büros für weniger Mitarbeiter müssen nicht so groß sein, was wiederum bedeutet, dass für kleinere Räume geringere Kosten an Miete und Ausstattung anfallen.
  • Moderne Unternehmen bauen sich einen positiven Ruf auf, indem sie flexibel nach außen wirken. Nicht nur bei den Mitarbeitern, auch bei Kunden ist dies häufig gefragt.

Nachteile für beide Seiten

Dass ein Home Office nicht nur Vorteile bietet, sollte sowohl Angestellten als auch Arbeitgebern bewusst sein.

Für den Beschäftigten ist es von großer Wichtigkeit, dass er gute Arbeit abliefert. Um dies zu erreichen ist es vonnöten, mit voller Konzentration bei der Sache zu sein. Arbeitet man von zuhause aus, kann sich dies manchmal als schwieriges Unterfangen erweisen, da sich eine strikte Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben nicht immer so einfach vereinbaren lässt. Gerade in einem Haushalt mit Kleinkindern kann dies eine Hürde darstellen.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist Disziplin. Es mag verlockend klingen, vom heimischen Sofa aus arbeiten zu können. Um seine Arbeitszeiten einhalten und Ablenkungen trotzen zu können, sind eine entsprechende Fähigkeit zum Selbstmanagement und zur Zeiteinteilung, sowie das Einrichten eines Arbeitszimmers von Vorteil.

Von zuhause aus Karriere zu machen wird eher als schwierig angesehen. Die fehlende Präsenz im Betrieb mag ausschlaggebend dafür sein. Auch dass der Chef oftmals gar nicht mitbekommt, wenn ein Beschäftigter eine bessere Arbeit in kürzerer Zeit erbringt. In der Praxis ist es mittlerweile häufiger anzutreffen, dass Vorgesetzte einen oder mehrere Tage in der Woche von zuhause aus arbeiten.

Heim- und Telearbeit in der Praxis

Gerade Berufe in der IT-Branche sind prädestiniert als Heim- und Telearbeitsplatz. Jedoch ist die IT-Branche immer noch eine Männerdomäne und nur sehr wenige Frauen sind dort zu finden.

Aber auch Banken, Versicherungen und die öffentliche Verwaltung bieten ihren Mitarbeiterinnen vermehrt die Möglichkeit, die alternierende Heimarbeit auszuüben. Der große Vorteil besteht darin, dass an den Tagen, an denen die Betriebsstätte aufgesucht wird, der persönliche Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten stattfindet.

Den genannten Beispielen liegt in der Regel ein Angestelltenverhältnis zugrunde, das mit einem Arbeitsvertrag geschlossen wurde.

Eine Alternative zum Angestelltenverhältnis bietet die noch flexiblere Form der Selbstständigkeit. Es gibt etliche Berufe, die von zuhause aus, also sprich ohne Ladengeschäft oder angemietete Büroräume ausgeübt werden können. Viele Berufe, beispielsweise in der Kosmetikbranche, wie etwa Nageldesignerinnen, Wellnessmasseurinnen und Kosmetikerinnen bieten ihre Dienste von zuhause aus an. Die Gemeinsamkeit besteht auch hier in einem abgetrennten Arbeitszimmer. Ein Vorteil, der sich hier vielen Frauen bietet, besteht darin, dass die Zeiteinteilung und Terminvereinbarung selbst gestaltet werden kann.

Ein Nachteil stellt jedoch oft dar, dass man sich selbst versichern muss und gewisse Steuern und Versicherungen nicht mehr über das Angestelltenverhältnis abgegolten sind.

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